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Schulhof vor einem beachtlichen Publikum. Ein Versorgungszug der Moseltalbahn wurde von einem amerikanischen Tiefflieger in Brand geschossen und von vielen ehrsamen Bürger der Stadt geplündert.
Nach dieser Plünderung setzte ein ungeahnter Handel in der Stadt ein. Ein Plünderer hatte in der Eile 10 Paar beste Armee-Schuhe erwischt, ein anderer hatte 5o langbeinige Wollunterhosen, wieder ein andrer erbeutete 30 Dosen Brotaufstrich und 6 Pakete Rasierseife und so weiter. Der nun einsetzende Tauschhandel war heftig, wurde aber von keinem deutschen Ordnungsorgan gestört. Die Soldaten an den drei Vierlingsflaks am Ortsausgang nach
Graach liefen, wenn die amerikanischen Tiefflieger von Andel heranflogen, in den nahen Luftschutzkeller des letzten Hauses am Gestade. Die Soldaten hatten auch nichts dagegen, dass Horst und ich auf die Vierlingsflak kletterten und auf den Knopf drückten, der die sachte Drehbewegung des Geschützes auslöste. Die Soldaten zeigten uns auch, wie man die Kanonenrohre auf und ab bewegte und wie man ein heranfliegendes Flugzeug ins Fadenkreuz drehen konnte. Die Soldaten waren sehr kriegserfahren, und wussten genau, dass man eine Kanone
nur dann abfeuern sollte, wenn man absolut sicher war, dass man das
feindliche Flugzeug mit der ersten Salve so trifft, dass es nicht mehr
in
der Lage ist, einen SOS-Ruf zu senden, um in kürzester Zeit einen
Pulk weiterer Jagdflugzeuge zu Hilfe zu rufen. Die jungen Kanoniere und ihr kluger Offizier haben mit dieser Kriegsweisheit nicht nur ihr eigenes Fell, sondern auch die Haut vieler
Bernkasteler Bürger gerettet. |
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Das allgemeine Tohuwabohu nahm weiter zu. Liebe Leute- wie das geachtete Ehepaar Döblin- verschwanden über Nacht und andere Leute mit seltsamen deutschen Lauten und Sprachwendungen tauchten mit einem Quartierschein auf und wohnten plötzlich mit Rucksack, Ehefrau und Hund mitten unter den Wohnungsinhabern, schliefen zeitweise in deren Betten und versuchten, auch deren Speisekammer
zu besetzen. Diese Leute hatten oft noch Bezugsscheine aus ihrer alten Heimat, die ihnen aber in der neuen Heimat wenig nutzten. Was sollte man in Bernkastel schon anfangen mit einen „Bezugsschein für ein evangelisches Gesangbuch“?
Viele Bernkasteler vergruben des Nachts ihren Schmuck, ihre guten Weine und Schnäpse oder auch ihre bis dahin sehr geliebten und gepflegten braunen Uniformen in ihren Gärten; andere Bernkasteler gruben in der etwas später diese schönen Dinge wieder aus und versteckten sie an anderen Stellen.
Dazu kam noch die Unordnung,
die die Nazis mit den Kriegsgefangenen und „Zwangsarbeitern“ verursachten. Als das Gerücht aufkam, dass die Nazis die „Zwangsarbeiter“ mit Todesmärschen weiter ins Reich trieben oder einfach umbrächten, nutzten einige dieser Arbeiter die Gelegenheit zur Flucht in die Wälder des Hunsrücks und der Eifel, von wo aus sie, vom Hunger und von der Kälte getrieben, gewaltsam zu überleben ver-
suchten und Angst und Schrecken verbreiteten.
Dazu kamen noch die vielen Soldaten, die sich vor dem herandrängenden Feind in
Sicherheit bringen wollten. |
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