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keiner hätte nur unverständliches Kauderwelsch gesprochen oder nach diesem widerlichen Knoblauch gestunken. Es sei sehr peinlich, dass keiner
im Tabak-Kollegium überhaupt einen einzigen bösen Juden kenne. Man bedauere auch sehr, dass das alte und freundliche jüdische Ehepaar Döblin plötzlich verschwunden und unauffindbar sei. Man hoffe sehr, dass die beiden tatsächlich in Cochem im Eisenbahnzug von einer englischen Bordwaffenkugel getroffen und nicht noch Opfer der Endlösung geworden seien.
Abschließend verfluchte man mit etwas gedämpfter Stimme auch die lokalen Nazis in den Ortsgruppen, den Kreisgruppen und im Gau, die gegen den unerschütterlichen Willen des Führers ihre eigene, üble Suppe kochten und Spielchen trieben, von denen der Führer mit Sicherheit nichts wisse. „Ja! Wenn der Führer das wüsste!“.
Mit einer gewissen Rührung nahm einer der Alten das Hitlerbild von seinem Ehrenplatz im Wohnzimmer ab, und legte es auf dem Tisch zwischen die leeren Weinflaschen. Mit Schrecken stellte das Tabak-Kollegium fest, dass der Tabakrauch im Laufe des tausendjährigen Reiches an der Wand genau anzeigte, wo das Führerbild aufgehängt worden war und dass diese verräterische Stelle mangels Farben oder Tapeten leider für jeden erkennbar war. Ähnliche Betrachtungen galten auch für die Schnauzbärte an den Oberlippen von drei der fünf alten Männer. Diese kleinen, schwarzen Bärtchen drückten jetzt allzu deutlich die Verehrung des Bartträgers für seinen Führer aus. Das Brummen der englischen Bomberverbände, das gelegentliche Knattern von Bordkanonen und das seltsame Wetterleuchten über den Weinbergen
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in Kues machten die Tabakbrüder dann doch etwas ängstlich.
Das Tagesleben in Bernkastel war im Allgemeinen bis dahin nicht von allzu großer Angst geprägt und die Hoffnung auf den Endsieg war schon noch ein ganz klein bisschen vorhanden.
Der Führer wurde von allen geliebt und geachtet und die sagenumwobene 8,8-Flak, von der 3 Geschütze auf dem Kueser
Plateau standen, signalisierte mit ihrem ohrenbetäubenden Radau,
dass noch nicht alles verloren war. Tagsüber zogen am Himmel riesige Pulks amerikanischer Bomberverbände ruhig brummend über Bernkastel hinweg ins Reich und zerbombten mit hoher Präzision die Industriezentren der Deutschen Städte und alle Verkehrskotenpunkte. Wo sie ihre Bomben abwarfen, konnte man abends im Rundfunk erfahren. Diese schlimmen Nachrichten wurden dann zwischen anderen Nachrichten versteckt, aus denen zu erfahren war, dass tapfere
deutsche Soldaten in der Eifel den Brückenkopf an einem zwei Meter breiten Bach heldenhaft zurückerobern konnten.
An Bernkastel hatten die feindlichen Bomberverbände noch kein
rechtes Interesse. Lediglich wenn sie ihr Zielgebiet nicht erreichen konnten, oder wenn sie keine gute Sicht im Zielgebiet hatten oder
wenn sie zufällig von einer deutschen Flak beschossen wurden, dann ließen sie ihre Bomben irgendwohin auf Deutschland fallen, bevor sie wieder landeten.
Anders war es, wenn es dunkel wurde und die englischen Bomber kamen, die ihre Bomben auf alle Stellen abwarfen, die durch eine mangelnde Verdunklung der Fenster sichtbar waren, also auch auf
kleine Dörfer und Städte. |
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