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weil es ihm zu anstrengend erschien. Aus einem ganz anderen Grund wurde das Geschäft auch kein großer Erfolg.
Die Schulkameraden hielten mich für einen üblen Klugscheißer und Ausbeuter und ließen mich bei ihren Spielen nur mitspielen, wenn kein anderer Spielkamerad zu finden war. Das war aber nicht ganz so schlimm, wie es sich anhört, weil meine Mutter sowieso Wert darauflegte, dass ich nur mit Kindern aus
den besseren Familien spielen sollte. Darunter fiel, genau genommen, keiner meiner Schulkameraden und Ballmanns Horst entschädigte mich und meine Mutter voll, weil er ein gewinnbringender Kamerad war, einen sehr guten Eindruck auf Mutter Maria machte und zudem zur feinen, wenn auch leider verarmten, Seitenlinie der Großfamilie Popp gehörte.
In Bernkastel begannen inzwischen bunt zusammengestellte Schanz-Gruppen mit dem Aushub der Löcher für die Panzersperren. Diese Schanzer arbeiteten lustlos und liefen schon bei Voralarm im Laufschritt in den Luftschutzkeller. Horst und ich saßen auf einem Mäuerchen am Weinbergweg nach Graach und sahen von oben den Bauarbeiten zu.
Wir philosophierten über den Wert von Panzersperren und wunderten uns, warum eine Panzersperre am Ortsaugang nach Graach stehen sollte, während man doch den Feind am Ortseingang auf der anderen Seite der Stadt erwartete. Die Panzersperre an der Straße nach Graach war eher ein Hindernis für die hektisch flüchtenden deutschen Soldaten .
Eine dunkle Stelle am Fuße des Mäuerchens erweckte unsere Aufmerksamkeit und nach einigem Buddeln fanden wir in der Erde ein Kästchen mit zweihundert Patronen Kleinkaliber-Munition. Horst und ich gerieten in einen Rausch wegen all der schönen Möglichkeiten, die man mit diesen Knallkörpern verwirklichen könnte. |
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Eine besonders wirkungsvolle Einsatzmöglichkeit wurde ernsthaft
geprüft und sofort umgesetzt: Auf dem Weg nach Graach, etwa
100 Meter hinter den alten Häusern und hinter der kleinen Mosel-
biegung, liefen die Eisenbahnschienen dicht an der Straße entlang, sie waren aber den direkten Blicken der Leute entzogen. Eine Knallerei würde in der Stadt als natürlicher Klang einer nahen Front empfunden werden. Außerdem konnte man frühzeitig erkennen, ob wieder ein Lazarettzug von oder nach Bernkastel herandampfte. Ideal war diese Stelle auch, weil sie mehrere Fluchtwege durch die Weinberge anbot.
Als der erste Lazarettzug aus Bernkastel herandampfte, legten die wir erst eine, dann zwei und dann fünf KK-Patronen in größeren Abständen auf die Schienen. Dann kletterten wir auf die Straße und johlten und führten wilde Indianertänze auf. Der scharfe Knall der ersten Patrone lockte den Lokomotivführer und den Heizer an das Fenster der Lokomotive, die zweite Salve machte die erschreckten Beamten auf zwei johlende und zappelnde Bösewichter aufmerksam, die dritte Salve versetzte die Lokführer schließlich in Wut und stachelte sie an, Kohlen vom Tender der Lok zu greifen und auf die Bösewichter zu werfen. Der Plan erwies sich als sehr erfolgreich, denn der Lokführer und sein
Gehilfe feuerten große Mengen an Kohle in unsere Richtung ohne einen von uns zu treffen. Wir sammelten die Kohlen auf und versteckten sie
im Straßengraben. Dann gingen wir ins Städtchen zurück und holten
zwei Zinkeimer.
Die Ausbeute war gut aber die Schlepperei war elend, und sotauschten wir die Kohlen gleich am Ortseingang gegen mehrere Butterbrote. Der unternehmerische Erfolg machte uns glücklich, |
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