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die Butterbrote machten uns satt und die butterarmen Brotkanten verhökerten wir gegen paar „Blaue Pilot“, die wir oben auf der Panzer-sperre rauchten.
Die Panzersperre bestand aus Holzstämmen, die um einen Grubenrand aus der Erde herausragten und die mit Erde gefüllt war oder sein sollte. In der Eile war diese hölzerne Sonderanfertigung nicht bis oben hin mit Erde gefüllt worden, so dass sie innen genügend Platz bot, um uns darin zu verstecken. Sie bot in ihrem Inneren einen sicheren Schutz vor den Tieffliegern mit ihren starken Bordkanonen und erlaubte uns, quasi von einem Logenplatz aus, zuzusehen, wie die feindlichen Bomber vergeblich versuchten, die Moselbrücke zu bombardieren. Diese Panzersperre wäre für uns sicher unser Hauptquartier geworden, wenn der Krieg nur lange genug gedauert hätte.
Die deutschen Wehrmachtsfahrzeuge flohen in hellen Scharen durch die Panzersperre, die beidseitig der Straße nach Graach, direkt am Fuße des Weinbergs, aufgebaut war. Die Panzersperre war eine tolle Konstruktion, denn sie konnte die deutschen Fahrzeuge ziemlich ungestört durchlassen, während sie mit Hilfe einiger zusätzlicher Baumstämme angeblich für feindliche Fahrzeuge ein nahezu unüberwindliches Hindernis darstellte.
Etwas benommen vom Tabak, aber überzeugt von unserer Heldentat, kletterten wir von der Panzersperre herunter und nachdem wir unsere Münder mit Moselwasser ausgespült hatten, waren wir einigermaßen sicher, dass die misstrauischen Mütter den Tabakgeruch nicht mehr riechen konnten. Wir vergruben den größten Teil der KK-Munition an der alten Stelle. Horst und ich steckten uns nur ganz wenige Patronen in die Hosentaschen um zu vermeiden, dass die besorgten

  Mütter nicht bei der abendlichen Leibesvisitation einen größeren Schaden anrichteten. jetzt überall herumlagen.  Außerdem wollten wir unserem Freund, dem „Herrmännche“, einige KK-Geschosse
zukommen lassen, weil er uns gelegentlich mit Schwarzpulver versorgte, was er mit Hilfe einer selbsterdachten Vorrichtung aus all den Patronen gewann, die jetzt überall herumlagen.
Hermann wohnte mit seinen vielen Geschwistern ganz oben in der Mosels traße und war immer für einen Streich zu habe. Wegen seiner vielen rothaarigen Geschwister fiel es
im Hause Thomas nicht auf, wenn er einmal nicht anwesend war, was
von großem Nutzen sein konnte, wenn es etwas zu organisieren gab.
Er war klein und wendig und passte durch jedes Kellerloch, wo oft begehrte Lebensmittelvorräte oder Kohlen lagerten
Das Ruhrgebiet, Hamburg, Berlin und jetzt Dresden wurden von
den Alliierten Luftstreitkräften plattgemacht oder in eine Feuerwüste verwandelt. Selbst kleine Städte und Dörfer in der Nähe wurden bombardiert. Die Angriffe der Jagdflugzeuge auf unser Städtchen
wurden immer häufiger und die Treibjagd der anglo-amerikanischen
Bordschützen auf Kinder und alte Leute immer ungezügelter. Das Überleben wurde zu einer täglichen Trainings-Übung. Die kahlen Weinberge ohne Laub boten keine Möglichkeit mehr, sich zu
verstecken, aber In den engen Gassen der Stadt war man vor den großkalibrigen Bordwaffen ziemlich sicher.
Trotzdem war es erstaunlich, dass das Gebilde „Stadt Bernkastel“
noch lebenstüchtig blieb: Es gab noch Milch und Brot, Kinder wurden

geboren, die Toten wurden noch beerdigt, der Ausscheller verkündigte noch Nachrichten aus dem Bürgermeisteramt, der Briefträger brachte
noch Briefe, die Hutmacherin am Gestade legte noch neue Kreationen
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