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nur das Nötigste, denn der sinnlose Siegeszug unserer ruhmreichen Soldaten sei bald zu Ende. Opas Anruf war keine Bitte, sondern ein Befehl.
Wer sei denn Herr Zimmer, fragte die Tante. Ein Flüchtling aus der bombardierten Stadt Saarbrücken mit seiner Frau, den die Stadtverwaltung ihm aufs Auge gedrückt habe.
Herr Zimmer habe ihm einen Schein mit vielen Stempeln vorgezeigt, der ihm und seiner Frau
auf dem Bergfried eine Unterbringung in einer fremden Wohnung aber mit eigener Kochgelegenheit garantiere.
Tante Hedwig gab sofort die Befehle zum Packen an Mutter Maria weiter und organisierte zusätzlich die Rettung der Wertsachen. Darunter verstand sie die teuren, versilberten Messer, Gabeln und Löffel aller Arten, die es in einem besseren Lokal gibt. Darunter verstand sie auch ihren Leopardenmantel, ihre Unterwäsche und Schmuckschatullen. Darunter verstand sie aber leider nicht die schönen uralten Kupferstiche, Bilder, Plastiken und Trinkgefäßen, die einen großen Anteil am guten
Ruf der Doctor-Weinstube hatten. Keinen Platz auf dem Handwagen fanden auch unsere Spielsachen und das kleine Köfferchen unserer Mutter.
In der Morgendämmerung standen dann Herr Zimmer und unsere liebe Hilde in der Hebegasse und beluden den Handwagen. Herr Zimmer und Hilde zogen den Wagen, Marlene und ich schoben ihn von hinten an. Über das Kopfsteinpflaster ratternd, ging es die Hebegasse hinauf, dann links um die Ecke, die Grabenstraße hinauf, durch das Graacher Tor und weiter auf den Alten Graacher Weg. Wir waren verschlafen und der schwere Handwagen ratterte und knirschte auf dem Pflaster des Weges
Richtung Sankt Josefs -Kapelle. |
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und so überhörten wir das Geheul eines angreifenden Jagdflugzeuges
und die erste Geschossgarbe knallte neben uns in die Straße, ehe wir
in Deckung gehen konnten. Mutter Maria und ich hatten bei der Karnickeljagd in Monzelfeld schnell herausgefunden, welche Seite der Straße die bessere Deckung bot. Wir zerrten Marlene hinter uns her
und legten uns platt auf den Boden, unten an der Weinbergmauer. Herr Zimmer zerrte Hilde neben uns und legte sich dabei schützend auf sie drauf. Dabei müssen sich die beiden etwas nähergekommen sein.
Meine Mutter sah Hilde erstaunt an und schüttelte irritiert den Kopf.
Tante Hedwig stand noch mitten auf dem Weg, gestikulierte mit den Armen und schrie, weil sich der Handwagen mit ihrem kostbaren
Mantel in Bewegung setzte und erst langsam, dann immer schneller bergab fuhr und dann mit einem schrammenden Ton an der Wand entlang in den Misthaufen des Weingutes an der Ecke zur Graben-
straße fuhr. Tante Hedwig kletterte gerade auf den Misthaufen, als das Jagdflugzeug wiederauftauchte und die nächste Salve auf uns
abschoss. Sie legte sich vor Angst platt auf den Misthaufen, deckte
sich mit dem Mantel zu und betete laut zu ihrem Gott, dessen Existenz
sie bisher noch nicht als wahrscheinlich oder möglich angesehen hatte. Das Flugzeug kam nicht wieder. Wir sammelten die Löffel, Gabeln, Messer und die Kistchen und Kästchen wieder auf den Wagen und
zogen weiter auf dem Weg zu unserem Hof Bergfried.
Tante Hedwig war während des ganzen Weges damit beschäftigt, Strohhalme und kleine stinkende Küttel aus dem Fell ihres Leoparden
zu piddeln.
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