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sie begannen, die Fluchtwege durch die Seitentäler der Mosel in Richtung Hunsrück-Höhenstraße mit Trommelfeuer unter Artillerie-beschuss zu nehmen. Damit geriet auch unser Hof Bergfried in Gefahr. Die Straßen nach Monzelfeld und Longkamp, auf denen die deutschen Truppen flohen, und die beiden Dörfer selbst lagen nun unter dem Beschuss der feindlichen Kanonen. Die deutsche Artillerie schoss aus allen Rohren ihrer Vierlingsflak zurück und versuchte, die feindlichen Stellungen auszuschalten. Dabei heulten die Granaten in beiden Richtungen weit über unsere Köpfe hinweg und die amerikanischen Geschosse schlugen in der Nähe des Bergrückens in den Wald. Gefährlich waren die Salven, mit denen sich die Kanoniere „einschossen“ und die Geschütze noch nicht auf die eigentlichen Ziele justiert waren.
Bei diesem „Einschießen“ krachte manchmal eine der Leuchtgranaten in der Nähe unseres Hauses in den Wald. Um der Gefahr eines „Volltreffers“ zu entgehen, liefen wir bei Beginn der Schießerei in unsere Felsenhöhle und warteten auf das meist sehr unerwartete und abrupte Ende der Kanonade. Von grausamer Schönheit war das Kanonenfeuer
in der Dämmerung und bei Dunkelheit. Meist eröffneten die Amerikaner das Spektakel und schossen mit mehreren Geschützen in die Seiten-täler der Mosel und in die Berghöhen auf der Hunsrückseite. Mit fürchter-lichem Geheul jagten die Granaten heran, schlugen irgendwo weit über uns in die Wälder und detonierten mit einem lauten Knall. In das Inferno mischten sich dann aus der Ferne noch die Explosionen der feuernden Kanonen. Die Leuchtspurgeschosse zeichneten grelle Linien an den Himmel, die sich langsam annäherten.
Wenn die Flugbahnen den jeweiligen Feindstellungen zu nahekamen, |
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verstummte deren Feuer ganz plötzlich auf beiden Seiten und es herrschte für einige Zeit eine wohltuende Ruhe.
Nach einem solchen plötzlichen Ende des Trommelfeuers hasteten wir
im Dunkeln und im Gänsemarsch von unserer Felsenhöhle zurück zum Bergfried. Hilde und Marlene liefen voran und bestimmten das Tempo, Mama und ich bildeten das Ende der Kette. Kurz vor dem Eingangstor zum Bergfried setzte das Trommelfeuer der Amerikaner wieder ein.
Die deutsche Antwort erfolgte sofort. Das Geheul der Geschosse war ohrenbetäubend und der Feuerzauber der feindlichen Granaten zischte nicht weit über unsere Köpfe Dann plötzlich schlug eine verirrte Leuchtgranate kurz über uns in die Bäume, ein kurzer, scharfer Knall in unmittelbarer Nähe, hell verpuffter Leuchtstoff , alles für eine
Blitzeslänge beleuchtet:
Mutter Maria -hinter mir-stöhnte laut auf und fiel der Länge nach auf
den Weg. Dort blieb sie liegen und regte sich nicht mehr. Ich blieb kurz stehen, dann rannte ich in blinder Angst weiter und kam als Letzter zum Kuhstall, wohinein sich alle geflüchtet hatten. Draußen heulten noch
immer die Geschosse durch die Luft:
„Wo ist Maria?“
„Wo ist meine Schwester?“
„Wo ist Frau Masson?“
„ Mama liegt draußen vor dem Tor!“ |
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