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ob die anderen Asylanten vielleicht gerne noch einige offenstehende Rechnungen mit Hein und seinem Kumpel begleichen wollten. Dann fuhr er fort: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Franzosen und Polen sie erkennen, wenn sie nicht den Mund aufmachen, oder wieder den deutschen Herrenmenschen spielen. Ich werde jeden aus dem Haus scheuchen, der Unruhe in mein Asyl bringt. Jakub und Alex werden sie ihren Landsleuten als deutscheHilfesuchende vorstellen. Jetzt rasieren sie sich zuerst mal ihren Hitler-Bart unter der Nase weg. Herr Tenheil
wird ihnen sein Rasiermesser leihen. Dann verschwinden sie im Stall
und lassen sich nicht mehr im Freien sehen, bis ich sie persönlich auffordere, herauszukommen. Haben Sie verstanden? Ich möchte auf keinen Fall, dass sich ihr Aufenthalt in meinem Haus in Bernkastel herumspricht und noch mehr Goldfasane ihrer Größenordnung hier auftauchen."
Die beiden Bonzen versprachen, Opas Anweisungen zu befolgen und nach kurzer Zeit verschwanden die beiden im Stall, wo sie von den anderen Asylanten neugierig, aber nicht unfreundlich, geduldet wurden. Ganz kleinlaut und bescheiden nahmen sie Brot und Wasser sowie Pellkartoffeln mit Kleie von Alex an und verschwanden still im Heu.
Opa dachte eine Weile konzentriert darüber nach, was er tun könne, wenn die gefährliche Mischung im Stall explodiere und er mit Gewalt Ruhe herstellen müsse. Er bestellte Herrn Zimmer zu sich und drückte ihm eine der Schrotflinten in die Hand. „Nur im Notfall gebrauchen!
Den ersten Schuss-wie gehabt-über die Köpfe hinweg! Ich habe die kleinstmögliche Schrotgröße geladen; die tötet nicht, beruhigt aber schnell, wenn Sie auf
den Hintern zielen!“
Die Nacht auf dem Bergfried verlief ruhig und alle schliefen tief und fest. |
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Im Städtchen war es nicht ganz so ruhig. Die ganze Nacht hörte man Motorengeräusche und leise Kommandos. Aber das störte niemanden; eine Nacht ohne Sirenen, ohne Warnmeldungen im Rundfunk, ohne Flugzeugangriffe und ohne Bomben war für die Bürger eine große Versuchung, sich tief in den Schlaf fallen zu lassen und Kräfte für den kommenden Tag zu sammeln. Selbst der lebensgefährliche Beschuss der amerikanischen Scharfschützen bereitete den todmüden Bernkasteler Bürgern keine allzu große Unruhe mehr.
Man blieb
zuhause und mied die Straßen und Fenster, in welche die amerikanischen Sportschützen hineinschießen konnten. Beruhigend
war auch die Tatsache, dass die weißen Fahnen alle griffbereit
standen und die Fahnenhalter an den Fenstern angebracht waren. Den Bürgern
in der Todeszone zwischen den Fronten konnten eigentlich nur noch die eigenen Sicherheitskräfte schädlich werden: Die waren aber alle schon abgehauen und trauten sich nicht mehr in die Stadt, weil sie von der Tracht Prügel erfahren hatten, die ihren Parteigenossen widerfahren
war. Darüber hinaus war es sehr wahrscheinlich, dass die Scharfschützen in Kues mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Heeresführern von der erwartungsvollen Stille am anderen Ufer der
Mosel berichtet hatten.
Und deshalb konnten die Amerikaner in aller Ruhe, ohne feindliche Gegenwehr in das verschlafene Städtchen einziehen, in alle Sträßchen und Gässchen blicken und nirgendwo irgendeinen Feind entdecken.
Als die Bürger am nächsten Morgen erwachten, hatte sich der Frieden klamm und heimlich in unser Städtchen eingeschlichen. |
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