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Auf dem Gestade standen drei Panzer mit leisen, brodelnden Motoren. Die Kanonenrohre zeigten in die Straßen hinein, die in die Stadt führten aber sie wirkten nicht sehr bedrohlich, weil oben auf den Panzern einige Soldaten saßen, die seelenruhig die Sonne genossen. Unser Städtchen wimmelte von amerikanischen Soldaten; gut genährte und sauber gekleidete junge Männer, die lässig in jede Haustür oder Kellertür schauten, ein Maschinengewehr in der Hand, eine Zigarette im Mundwinkel und den Helm leicht schief auf dem Kopf. Wie flüssiges Blei drangen sie in alle Ritzen und Löcher ein, schauten in Flure und Keller, in Klos und Vorratskammern und stellten innerhalb einer Stunde fest, dass es in der ganzen Stadt keinen Volkssturm und keine Wehrwölfe gab. In ganz kurzer Zeit hatten sie fast alle Ecken und Winkel durchstöbert.
Nur um die beiden Felsenkeller am Fuße des Doctor-Berges machten sie zunächst einen Bogen. Die Eingänge mit ihren eisernen Toren erinnerten sie vielleicht zu sehr an die Propaganda von der sagenhaften deutschen Alpenfestung.
Es gab kein Kommandogeschrei und kein Zusammenschlagen der Stiefel-Hacken. Der stramme Hitlergruß wurde ersetzt durch ein freundliches Tippen mit dem Zeigefinger an den Helm. Die Herren Offiziere machten mit einem Kopfnicken oder einer kleinen Handbewegung klar, was sie wollten und die gemeinen Soldaten gaben mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie verstanden hatten. Außer dem Brodeln der Panzermotore war nichts zu hören. Wie auf ein geheimes Zeichen brüllten die drei Panzer noch einmal kurz auf; dann verstummten die Motoren und es herrschte plötzlich eine fast fühlbare Stille.
Ein Soldat kletterte aus Panzer und legte seinen Helm auf den
Panzerturm, streckte seine Arme weit aus und blinzelte in die Sonne.. |
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Das war der Nullpunkt
im Jahr 45
Die Bernkasteler sperrten Mund und Nase auf, als sie durch ihre zersplitterten Fenster guckten und mit Erstaunen und Erleichterung sahen, dass sich der Sieg des Feindes ruhig und gelassen vollzog
und dass sich sogar die Neger anständig benahmen. Kaum einer der Bürger hatte je zuvor einen schwarzen Menschen gesehen. Sie kannten alle nur den kleinen Nick-Neger, der jedes Jahr an der Weihnachts-
krippe stand, und für einen Groschen mit dem Kopf wackelte.
Die frommen Bürger hatten auch immer fleißig für die Missionare
Geld spendiert, damit die armen Neger endlich zum Christentum gezwungen würden. Jetzt waren sie auf einmal leibhaftig im Städtchen und lösten eine beunruhigende Neugier aus. Der Herr Pfarrer hatte auch nie etwas Gutes über sie gepredigt und dann hatten sie uns auch noch auf der Olympiade ein paar Goldmedaillen weggenommen. Um ganz sicher vor den ihnen zu sein, erschienen jetzt- also reichlich spät für eine Kapitulation-in allen Fenstern weiße Betttücher, Handtücher und sonstiges weißes Leinenzeug. |
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