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Marlene hielt die Hand des Soldaten kurz fest und stellte dann mit Beruhigung fest, dass sie keine schwarze Farbe an ihren Händen hatte. Die Amerikaner waren nicht einmal erstaunt über dieses kindliche Verhalten, sie grinsten ein wenig, weil sie Ähnliches schon öfter erlebt hatten.
„Wo sind ihre Geschenke?“ fragte der Offizier und Opa bat Herrn
Zimmer, die beiden Nazi-Bonzen aus dem Stall zu holen. Hein und sein Genosse erschienen kurz darauf mit großen, fragenden Augen und ließen sich ohne Widerstand Handschellen anlegen und zu den Jeeps führen. Auch die Jagdgewehre wurden in die Jeeps verfrachtet.
Der Offizier stieg in einen der Wagen und sagte zu Opa:
“ Wir haben uns über Sie erkundigt!
Wollen Sie in Bernkastel Bürger-meister werden?“
„Danke, nein!“ sagte Opa.
„OK.“ rief der Offizier „sie können in die Stadt zurückkehren, wann Sie wollen. Ihr Haus wird nicht beschlagnahmt! Behalten Sie die Polen und Franzosen noch ein paar Tage hier. Ich schicke Ihnen morgen ein paar Versorgungspakete, goodbey"!
Der Neger, den Marlene einem Farbtest unterworfen hatte, griff in seine Uniformtasche und warf ihr ein paar flache, kleine, mit Silberpapier umwickelte Blättchen zu. Die Motoren brausten auf und der Besuch der Sieger war vorbei. Opa gab sofort seine neuen Weisungen aus:
„Die einmalige Gelegenheit, dass die Doctor-Weinstube nicht beschlagnahmt wird, werden wir zum Neuanfang nutzen! Fränzel, Maria, Hedwig und die Kinder gehen noch heute zurück in die
Doctor-Weinstube, kümmern sich um das Haus und halten es funktionstüchtig!

  Familie Zimmer und die Asylanten können noch bleiben. Hilde und ich, sowie die Familie Tenheil bleiben ebenfalls auf dem Bergfried!“

Ohne Widerspruch wurden Opas Anweisungen ausgeführt und am späten Nachmittag waren wir alle wieder im Städtchen. Wir konnten
den Militärposten am Graacher Tor ohne Kontrolle passieren, obwohl noch „Sperrzeit “war, Offensichtlich hatte man uns schon erwartet. Eine kurze Besichtigung der Räume gab den Frauen die Gewissheit, dass
alle Antiquitäten und Kunstgegenstände an ihren Plätzen standen, dass die Lebensmittelvorräte im Vorratskeller und die Weine im Keller noch fast vollständig erhalten waren. Auch die Kanister mit Tante Hedwigs Leinöl waren nicht geöffnet worden und so konnte man mit Beruhigung auf den Start des Schwarzmarktes warten. Eine kleine Schwierigkeit ergab sich aus den nach Pfefferminze riechenden und süß chmecken-den kleinen Gummiplättchen, die Marlene für ihren Farbtest erhalten hatte.

Die Plättchen schmeckten zwar wunderbar, wurden aber trotz langen Kauens nicht weniger und ließen sich nur schwer herunterschlucken. Mama und Nana erzählten uns dann, dass es echter amerikanischer Kaugummi wäre, den man nur kauen, aber nicht essen sollte.
Da Marlene nur ein Päckchen aufgefressen hatte, wurde ein Besuch
bei unserem Hausarzt, Doktor Schmidtgen, zunächst verschoben und stattdessen Nanas Wunderkur mit Rizinusöl durchgeführt.

Während die Frauen mit der Inspektion beschäftigt waren, schlich ich mich aus dem Haus, um ein wenig die Lage zu peilen. Dabei kam ich
auch zum Graacher Tor und bemerkte einen Trupp amerikanischer Soldaten, die Hinter dem Graben-vor dem eisernen Tor unseres
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