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Felsenkellers große Lampen und eine Lautsprech-Anlage aufstellten. Soldaten standen rechts und links neben der Tür und hatten ihre Maschinenpistolen im Anschlag. Genau als ein Amerikaner das Tor zum Bunker aufstieß, stand ich zum Schrecken der Militärs ziemlich genau
vor dem Tor.  Die Scheinwerfer flammten auf und der Lautsprecher hinter mir dröhnte los und forderte die vermuteten Wehrwölfe auf, sofort mit erhobenen Händen aus dem Keller herauszukommen. Jede Gegenwehr sei sinnlos, da der Eingang unter Kontrolle sei und ein deutsches Kind in der Schusslinie stehe. Dann gab der Offizier den Schützen hinter mir ein Zeichen und diese schossen über meinen Kopf hinweg eine kurze MG-Salve in den Keller.
Als keine Reaktion erfolgte und mich ein Soldat zur Seite gezogen hatte, sagte ich zu dem erschreckten Offizier:
„Da ist niemand drin, das weiß ich genau! Ich kann ja mal vor ihnen hergehen.“Der Offizier nickte und ließ mich durch die Eisentür gehen. Dann folgten Soldaten mit Maschinengewehren und Scheinwerfern. Der Felsenkeller war leer und alle waren zufrieden. Nur der Offizier hatte anscheinend Gewissensbisse, weil er nicht aufgepasst hatte und ein Kind zwischen die Fronten gelaufen war und weil er das Kind gebeten hatte, ein bisschen Geisel zu spielen. Obwohl das Kind ein feindliches Kind war entsprachen seine Befehle nicht ganz den Spielregeln. Und so griff er hinter sich in seinen Jeep, zog drei Stangen Chesterfield Zigaretten hervor, drückte diese in meine Arme und schob mich wieder von der Weltbühne. Ich bedankte mich herzlich und beeilte mich, meinen Schatz vor den Augen begehrlicher Freunde und Nachbarn zu sichern.
Zu spät! Ein Fenster über mir in der Grabenstraße öffnete sich und
Frau Berg säuselte
:„Mein liebes, Fränzchen, ich habe alles gesehen.

  Wenn du mir eine Stange Chesterfield gibst, dann bekommst du zwei Stangen Eckstein Goldmundstück dafür“
Neben Frau Berg erschien deren Freundin, die Hutmacherin, und
bot mir den gleichen Handel an. Nach wenigen Minuten hatte ich
aus 3 Stangen 5 Stangen Zigaretten gemacht und war der reichste
Junge der ganzen Stadt geworden. Vollgepackt schlich ich nachhause und versteckte meinen Schatz im Kohlenkeller unter den leeren, dreckigen Säcken.
Als ich dann abends von Hilde ins Bett gebracht wurde fühlte ich, dass ich nun mit Ballmanns Horst gleichrangig geworden war und ich bildete mir ein, ein wenig von den Zusammenhängen der Welt verstanden zu haben.
Am nächsten Tag, die Ausgangsperre war zwischen 8 und 9 Uhr aufgehoben, suchte ich Horst und fand ihn sehr schnell, denn es gab nur ganz wenige Treffpunkte in dem kleinen Städtchen. Er stand am Bahnhöfchen in Mitten einer Schar Amerikaner und tat anscheinend nichts außer Herumzustehen. Ich fragte ihn, warum er so dumm da herumstände und Horst belehrte mich stolz, dass er arbeite: er suche Gruppen mit möglichst vielen Amerikaner und sammele deren Kippen ein. Es sei unvorstellbar, was ein Amerikaner unter einer Kippe
verstehe!
„Für eine Ami-Kippe bekommst du so viel wie für 2 Zigaretten
Blaue Pilot." Onkel Arno hätte ihm gestern 21 Kippen abgehandelt.
Arno vermische seinen selbst fermentierten Tabak mit dem echten „american blend“ aus den Kippen und verspreche sich davon gute Geschäfte.


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