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Die Deutschen seien verrückt nach Coca-Cola und Kippen, nach Erdnussbutter und nach Nescafé.
Jetzt endlich konnte ich von meiner einträglichen Geiselhaft erzählen. Horst starrte mich zweifelnd an und sagte:
“Toll! Das muss ich sehen!“
Wir schlichen ins Haus, durch den Innenhof, in den Kohlenkeller, wo ich vor Entsetzen erstarrte. Tante Hehe hatte ihren viel zu großen Kartoffe-lanteil vom Familienhaufen auf einen
eigenen Haufen schaufeln lassen. Dabei wurde leider fast mein ganzer Schatz entdeckt.
Eine Stange Eckstein Goldmundstück war noch da. Ich habe sie sofort verhökert und mir den schon lange ersehnten nicht ganz vollständigen Stabilbaukasten organisiert. Tante Hehe tat ganz unschuldig, aber bis heute verdächtige ich sie. Nach dem Diebstahl gab Tante Hehe Marlene und mir gelegentlich Brotschnitten mit viel Griebenschmalz darauf. Das war sehr verdächtig, weil Hehe sonst sehr geizig war und uns Kinder ungeniert zusehen ließ, wenn sie dicke Butterstullen mit Leberwurst und
Marmelade aß.
Über den Verlust meines Schatzes war ich sehr zerknirscht und
schloss mich spontan dem Kippen-Geschäft meines Vetters an.
Große Geschäfte waren wohl nicht mein Ding!
Horst schlug vor, noch schnell an die Mosel zum Hafen zu gehen.
Dort hätten die Amerikaner die Pontonbrücke schon fast fertig
und
dort gäbe es bestimmt kiloweise Kippen.
Tatsächlich hatten die Amis oberhalb der gesprengten Brücke mit |
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vielen Booten eine neue Verbindung von Kues direkt auf die
Bernkasteler Seite gebaut. Horst und ich gingen auf die Brücke zu,
weil wir von Neugier getrieben waren und weil vom Ufer der Mosel ein wunderbarer Bratengeruch heraufstieg. Leider hatten wir nicht beachtet, dass ein großes Schild das Betreten der Brücke für Deutsche verbot.
Der freundliche, dicke Neger, der an Treppe des Ständehauses
auf einem kleinen Sofa „Wache saß“, rief uns ein deutliches „Stopp“ zu und fuchtelte mit seiner Maschinenpistole. Als er unseren Schreck sah,
winkte er uns lachend herbei und schenkte jedem ein Päckchen Kaugummi.
Ich grinste ihn etwas unbeholfen und verlegen an.
Er streichelte mir über meinen blonden Germanenschopf und klopfte
mir auf die Schultern. Irgendwie kamen mir von da an die Neger viel menschlicher vor als die weißen Amerikaner, die so großspurig mit
ihren Kippen umgingen und deutsche Kinder verjagten oder nach ihnen schlugen, wenn sie laut schreiend um Essen bettelten. Ein Dutzend Soldaten saß unten am Brückenkopf in Ledersesseln und auf Sofas
aus dem Ständehaus und hatten zur Feier ihrer neuen Brücke ein Schwein am Spieß gebraten.
Ein ganzes Schwein für so wenige Soldaten!!
Da muss doch etwas übrigbleiben !!
Horst und ich blieben fast eine ganze Stunde bei unserem Neger stehen und hofften, die fetten, duftenden Reste des Schweines abstauben zu können. Das Fressfest ging zu Ende und es geschah etwas ganz Entsetzliches: Ein weißer Amerikaner erschien mit einem Benzinkanister, übergoss das Schwein mit Sprit und zündete es an. |
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