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Die Soldaten warfen dann noch ihre Stühle und Sessel und das Sofa in das Feuer und gingen über die Brücke nach Kues. Obwohl das Ganze mit einem wunderschönen Feuerwerk endete, erinnerte der Gestank
jetzt aber doch eher an vergangene Tage, wenn die Häuser brannten.
Es fehlte nur noch der Gestank des weißen Pulvers, das die deutschen Retter über die Toten geschüttet hatten.Am nächsten Nachmittag ging
ich wieder zum Ständehaus, um nachzusehen, was aus dem Feuerwerk der Amerikaner geworden war und zu meiner Freude war auch mein dicker, freundlicher Neger wieder da und „schob Wache“.
Er winkte mich heran und forderte mich mit einer Handbewegung auf, neben ihm auf der Treppe Platz zu nehmen. Erst zeigte er auf sich und sagte mit gutturaler, etwas heißerer Stimme: „Tom! Tom Baker !!!“.
Dann zeigte er auf mich und malte ein Fragezeichen in die Luft!
Da ich nicht verstand, was er wollte, zuckte ich mit den Schultern.
Er stand auf, bat mich, seine Maschinenpistole festzuhalten und kramte
in seinen Taschen herum, bis er ein Stück Papier und einen Stift fand.
Er schrieb „Tom Baker“ auf den Zettel, zeigte auf seinen Bauch und strahlte mich erwartungsvoll an.
Nachdem ich ihm sein Schießgewehr wieder zurückgegeben und ihn höflich darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er nicht „Beeiker“, sondern „Baaker“ hieße, übte er mit mir, seinen Namen auf
"
Amerikanisch" auszusprechen. Anschließend übten wir meinen Namen und ich war am Ende ziemlich zufrieden mit seiner Aussprache.
Hinter Tom stand ein Pappkarton, der mit vielen Dosen, Schachteln, |
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Tüten und Päckchen gefüllt war. Er wollte diese Dinge wohl an
hungernde deutsche Kinder verschenken, aber weil außer mir war niemand gekommen war, zeigte er auf den Karton, zeigte auf mich und zeigte mit seinem Finger auf die dritte Stunde seiner Uhr und malte
in die Luft, dass ich wiederkommen sollte. Die elende Schlepperei des Kartons nachhause hatte sich aber gelohnt. Kekse, Corned Beef, Schokolade, Milchpulver, gemahlener Kaffee, Nescafé, Zucker und Erdnussbutter und Wundsalbe und Zigaretten. Büchsen, die nur mit einem kleinen Schlüssel geöffnet werden konnten, der oben auf der Büchse angelötet war. Mutter Maria, Nana und Hehe, Marlene und ich probierten von jeder Sorte eine Dose oder ein Päckchen oder ein Tütchen Die Damen tranken echten Kaffee mit Zucker und Milchpulver und aßen Biskuit-Kekse dazu. Wir Kinder bekamen ein Stück Schokolade. Es war eines der größten Feste, an das ich mich erinnere, besonders weil mir von der vielen Erdnussbutter ein wenig schlecht geworden ist. Dass all die schönen Sachen von einem Neger
stammten, der zu dem noch unser Feind gewesen ist, störte niemand. Nur die fromme Bärbel sprach am nächsten Tag unsere Nana an und nörgelte: Sie habe genau gesehen, dass der Franz von einem
feind-lichen Neger ein ganzes Paket voller Sachen geschenkt
bekommen hätte. Das fände sie ein bisschen beschämend für ein deutsches Kind und überhaupt sei das eine ziemliche Schande.
Nana sagte darauf in messerscharfer Deutlichkeit zur bösen Bärbel:
„Ihr frommen Kirchgänger habt sie doch herbeigebetet,
ihr habt doch
für die Neger immer Geld gesammelt und
sie an der Weihnachtkrippe
für einen Groschen tanzen lassen!
Und dein Mann, der alte Nazi, und seine Partei
haben mit ihrer Kriegserklärung die Schwarzen doch direkt
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