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Dann bestellte er Herrn Tenheil zu sich und bat ihn, auch den alten Matthes mitzubringen. Opas Botschaft lautete:
Der Ziergarten vor dem Haus verschwindet.
Statt Blumen sind Kartoffel und Gemüse anzupflanzen,
die Kartoffelvorräte müssen sofort nach Saatkartoffel durchsucht werden,
der Misthaufen wird vorwiegend für den Garten verwendet,
alle Schubladen sind zu prüfen, ob sie noch Samentütchen enthalten,
in der Wiese oberhalb des Hauses wird ein Kartoffelgarten angelegt,
in den Balkonkästen werden Tomaten gezogen und
die jungen Kühe, die Hanne und die Lotte, sollen zum Zuchtbullen
nach Longkamp gebracht werden.
Dann fragte er Matthes: „Willst Du den Garten übernehmen?
Der Garten ist nur ein paar Schritte von
deinem Bett entfernt und die Gartenarbeit ist leichter für dich, als dein Schuften im Wingert!“.
Matthes nickte, dann war das Gespräch beendet und Opa wandte sich wieder wichtigeren Fragen zu.
Die Besatzungemacht hatte inzwischen ein Fraternisierungsverbot erlassen und eine Konzeption zur Entnazifizierung der Bevölkerung erarbeitet. Opa hoffte, dass die Amerikaner sehr schnell die übelsten Nazis ausfindig machen würden und dass es wegen des Verbrüderungsverbotes,Gott sei Dank, nicht zu einer allzu milden Behandlung der Bonzen kommen werde.Die Amis brauchten nur wenige Wochen als Besatzer des Städtchens, um sich von den Anordnungen ihres „Weißen Hauses“ ein klein wenig zu distanzieren. Sie nahmen das Fraternisierungsgebot nicht allzu ernst und freundeten sich schnell besonders mit dem überwiegend weiblichen Teil der Besiegten an.
Bei den weiblichen Besiegten waren nicht nur die Jungen Frauen
anfällig für die heftigen Verbrüderungsabsichten, sondern auch die |
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reiferen Witwen und einsamen Soldatenfrauen, deren Männer immer noch für eine verlorene Sache unterwegs waren.
Die Amis hatten natürlich alle Vorteile, die ein stolzer Hahn bei
einem Balztanz haben konnte:
Zunächst einmal waren sie ganz einfach da!
Sie betraten den Balzplatz als Sieger!
Sie hatten Zigaretten, Erdnussbutter und Nescafé.
Sie hatten Coca-Cola und Whisky.
Cola mit Whisky wirkte auf die Damen wie ein Brandbeschleuniger
in einem Heuhaufen.
Zusätzlich setzten sie eine Option auf ein paar Nylonstrümpfe als Lockmittel ein.
Man wusste, dass in alle Filmstars in Hollywood Nylons trugen und die Hausfrauen sich Schlachten lieferten, wenn es in den Kaufhäusern mal Nylonstrümpfe zu kaufen gab. Der gemeine Soldat hatte anfangs
1945 noch keine Nylonstrümpfe, aber schon die Aussicht, vielleicht
in ein paar Monaten an dieses erotische Zaubermittel heranzukommen, öffnete ihm den Eingang zum Paradies.
Zur Vorübung malten sich die deutschen „Girls“ ihre Beine braun
und zogen mit großer Sorgfalt und einem Augenbrauenstift eine
dunkle Naht von der Ferse bis in die verbotenen und unsichtbaren
Zonen. Selbst Ballmanns Horst und ich begutachteten den gerad-
linigen Verlauf der Naht mit einem freundlichen Beifall oder mit
abfälligen Bemerkungen. Die Ami-Soldaten liebten eine ganz andere Musik, zu der man ganz verrückte Tanzschritte machen durfte. Diese Tanzschritte waren nach der Zeit der deutschen Marschmusik wie eine Entfesselung der menschlichen Urkräfte. Im Hauruck hatten die Sieger ihren eigenen Rundfunksender, der mit viel „PS-Leistung“
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